Sri Lanka

Ein Reise-, Praktikums- und Katastrophenbericht
September 2004 bis Januar 2005

von Marius Scholz
www.marius-scholz.de

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Mit dem Öffnen der Flugzeugtür hinein in die Tropen
Kurz nachdem sich die Flugzeugtür geöffnet hatte, wurde mir klar, dass ich mich in den Tropen befand: Die Luft, die mir am 20. September gegen 9:40 Uhr Ortszeit entgegenschlug, war unglaublich feucht und warm. Das Metallgeländer der heran gerollten Treppe war so nass als hätte es darauf geregnet. Auch auf meiner blassen Europäerhaut bildeten sich sofort Kondenstropfen durch die tropische Luftfeuchtigkeit.

Nachdem mein Kommilitone Michael und ich etwas Geld getauscht hatten (1 Euro = 125 Rupien), sprachen wir den erstbesten Taxistandmitarbeiter an. Unser Ziel lautete Galle, ein Örtchen im Süden Sri Lankas, nahe dem Karapitya-Hospital, wo wir von Mitte Oktober bis Ende Januar arbeiten und lernen wollten. Unsere Vorstellungen vom Fahrpreis beruhten auf den Aussagen meines Reiseführers und lagen etwa 2300,- Rps unter dem Angebot des Taxistandes. Also lehnten wir höflich ab und verließen den Fughafen. Draußen fragte ich verschiedene andere Taxifahrer nach Preisen und übte mich zum ersten Mal im Handeln. Währenddessen passte Michael auf das Gepäck auf und der uns nachgelaufenen Taxistandmitarbeiter redete unentwegt auf ihn ein. In der Befürchtung, sich das Geschäft von der Konkurrenz wegschnappen lassen zu müssen, ließ er im Preis immer weiter nach bis wir schließlich für 3500,- Rps die dreieinhalb Stunden Taxifahrt nach Galle antreten konnten.

Übermüdet und dennoch die Augen weit auf
Unterwegs gab es jede Menge neues und interessantes zu sehen, sodass wir trotz unserer totalen Übermüdung kaum die Augen zu machen konnten: Palmenhaine, riesige Sandstrände, mannshohe Wellen und tosende Brandung. Das Vorankommen auf den Straßen Sri Lankas gestaltete sich als recht mühsam. Die Durchschnittsgeschwindigkeit betrug selten mehr als 40 km/h, da die Straßen total überfüllt waren und ihre Instandhaltung und Pflege auf uns Europäer eher eigentümlich wirkten: Wir konnten beobachten wie mit einer Kelle Teer aus einem Fass über brennenden Gummireifen auf die Straße geschüttet und mit einem Palmenwedel mehr oder weniger glatt gestrichen wurde.

Nichts desto trotz erreichten wir Galle und unser Guesthouse bei Mrs. Wijenayake, das wirklich klasse war! Es lag in einer ehemals von verschieden Besatzungsmächten (Holländer, Portugiesen) errichteten Festung auf einer kleinen Halbinsel. Die Zimmer waren sauber und günstig. Das Beste allerdings war das Abendessen, welches im Haus erhältlich war. Es wurden dabei bis zu zehn Schüsseln mit verschiedenen Currys, Chutneys, Fisch und/oder Fleisch mit verschiedenen Reissorten serviert. Ein Curry besteht aus im Wok gegartem Gemüse mit würziger Soße. Vieles war extrem scharf, aber nie zu scharf - zumindest nicht für mich. Anschließend gab es Obst oder sogar Eiscreme zum Dessert. Die Standardflasche Bier enthält in Sri Lanka 625 ml wirklich schmackhaftes Lion-Lager und ist wie alles andere extrem günstig. Für ein gesamtes Dinner zahlten wir etwa den Preis einer großen Portion Pommes in Deutschland. (Wer Google-Earth benutzt, kann ja mal eben nach Galle fliegen: 6°1'42" N, 80°13'4" E sind die Koordinaten vom besagten Guesthouse.)

Den Tag nach unserer Ankunft verbrachten wir zum größten Teil chillend auf der Veranda, da es leider die ganze Zeit regnete. Bei etwa 30 Grad Außentemperatur konnten wir uns dann allerdings trotzdem zu einer kleinen Ortsbegehung hinreißen lassen. Erstaunlicherweise war der Regen sogar ganz angenehm und verdunstete, kaum dass er auf der Haut landete. Wir liefen einmal die 2,5 km auf dem Befestigungswall rund um das Fort und genossen die idyllische und friedvolle Atmosphäre.

Erste Erkundigungen in der faszinierenden Landschaft Buduruvagala
Tags darauf -es regnete immer noch- ließen wir unser medizinisches Equipment im Guesthouse und starteten eine Inseltour Richtung Norden. Mit Bus und Taxi erreichten wir schließlich Buduruvagala. Dort bestaunten wir wiederum die faszinierende Landschaft, sowie einige riesige Felsfresken von Buddha und Co. Die größte aus dem Fels geschlagene Figur war stolze 17 Meter hoch. Weiter fuhren wir zu den Diyaluma Falls, die Dank des Regens der letzten Zeit sehr viel Wasser führten. Über 210 Meter stürzten dieses in die Tiefe. Wir konnten so dicht an den Wasserfall heran gelangen, dass wir in seiner Gischt "duschen" konnten. In der Nähe des Wasserfalls sahen wir, wie Kautschuk aus dem so genannten Kautschuk-Baum gewonnen wurde. Dazu wurde die Rinde des Baumes angeritzt und der abfließende Kautschuk-Gummisaft in Kokosnuss-Schalen am Boden gesammelt.

Schluchten, Affen und Tempelruinen: Ella Gap und Polonnaruwa
Abends bezogen wir in Ella ein hübsches kleines Guesthouse und aßen wieder Rice & Curry. Am nächsten Morgen starteten wir früh zu einer Aussichtsplattform mit einem großartigen Blick über die Schlucht von Ella (Ella Gap). Als wir bei strahlendem Sonnenschein auf dieser Terrasse standen, entdeckte ich eine felsige Bergspitze direkt über der Schlucht und konnte Michael überreden, mit mir dort hinauf zu wandern. Ein einheimischer Bergführer wurde von unserem Taxifahrer schnell aufgetrieben und wenige Minuten später fanden wir uns am Berghang wieder. Nach etwa drei Stunden schweißtreibendem Aufstieg durch herrlich tropische Landschaften und sehr britische Teeplantagen erreichten wir endlich besagte Bergspitze . Die Aussicht war umwerfend! Wohin das Auge blickte - nichts als grün. Weiche Hügel wie aus einer Kaffeewerbung, tiefe Täler, die Ella Gap, wirklich traumhaft.

Am selben Tag wanderten wir noch eine kürzere Tour zu den Duhinda Falls - spektakulär! Die Nacht verbrachten wir weiter nördlich in Mahiyangana, wo wir am nächsten Morgen einen anscheinend wichtigen Tempel besuchten. Es war schon erstaunlich, welche massiven, unverwüstlichen "Steinglocken", so genannte Dagobas, die Singhalesen in der Vergangenheit gebaut haben. 120 Meter Sockelumfang, 30 Meter hoch - massiv aus Stein, kein Hohlraum. Unsere nächste Station hieß Polonnaruwa, wo wir uns am Tag darauf Fahrräder liehen und die imposanten Ruinen der ehemaligen Hauptstadt Sri Lankas erkundeten. Ein weitläufiges Gelände mit vielen Dagobas, hohe Mauern von ehemaligen Tempeln , Klöstern, Königspalästen Überall liefen putzige, wild lebende Affen herum und wir radelten gemächlich von einer imposanten Ruine zur nächsten.

Eine einsame Kuh am einsamen Strand
In unserem gemütlichen Guesthouse in Polonnaruwa lernten Michael und ich die beiden sympathischen Würzburger Ralf und Manuela kennen. Gemeinsam fuhren wir am Sonntag, dem 26. September, mit einem Taxikleinbus weiter in den Norden der Insel. Da es im Norden Sri Lankas immer wieder Unruhen wegen der aufständigen Tamilen gibt, sollte man auch nicht allein dorthin reisen. Unterwegs passierten wir auch unzählige Militärstützpunkte, sahen aber dafür keinen einzigen Touristen mehr. In Nilaveli-Beach bei Trincomalee (Video auf YouTube, klick hier) bezogen wir Quartier im Sea-View-Hotel. Das kleine Hotel wurde seinem Namen durchaus gerecht. Von der Veranda, vor der Zimmertür im ersten Stock, hatte man eine traumhaft schöne Sicht auf das Meer und den Strand: Soweit das Auge blickte, nichts als azurblaues Wasser, weißer, feiner Sand und unzählige Palmen . Keine Häuser oder gar Hotelblöcke - nur unberührte tropische Natur . Viele Einheimische kamen zu Tagesausflügen oder zum Urlaub an diesen Strand, der unglaublich flach ins Meer führte. Wir vier hellhäutigen Touristen fielen auf wie Aliens. Häufig wurden wir angesprochen. "Where are you from?" wollten die meisten wissen. Manche fotografierten uns sogar oder ließen sich mit uns zusammen fotografieren. Einen Tag verbrachten wir auf einer kleinen Insel namens Pidgeon Island, liehen uns Brillen und Schnorchel und bestaunten unzählige bunte Fische und Korallen. Ich fühlte mich beim Schnorcheln wie ein Mitbewohner eines farbenprächtigen Aquariums - fantastisch. Insgesamt verbrachten Manuela, Ralf, Michael und ich drei faule Tage am wohl schönsten Strand, den ich bisher gesehen habe und verließen danach das paradiesische Krisengebiet und brachen erholt nach Anuradhapura auf, um uns wieder der Kultur Sri Lankas zu widmen. Sobald wir in Anuradhapura ankamen, versuchten uns windige Schlepper in verschiedene Guesthouses zu führen, die ihnen Provision zahlten, welche uns natürlich auf die Zimmerkosten aufgeschlagen werden sollten. Energisch verabschiedeten wir uns von diesen Gaunern, schulterten unsere Rucksäcke und fanden ziemlich schnell eine ansprechende Unterkunft auf eigene Faust. Nach dem Einchecken verriet uns der Portier, dass wir für das Zimmer etwa 200 Rupien weniger als andere zahlten. Eben weil wir als Backpacker zu Fuß ankamen, ohne einen provisionsgierigen Taxifahrer oder Schlepper.

Manuela, Ralf und ich unternahmen gleich noch einen kleinen Ausflug mit dem Bus nach Mihintale. Mihintale gilt als Wiege des srilankischen Buddhismus und ist deshalb einer der bedeutendsten Pilgerorte der Insel. Auf einem Berg mit einer wundervollen Aussicht steht eine große Dagoba sowie eine blendend weiße Buddhastatue . Auch kann man einen Aussichtsfelsen erklettern .

Am nächsten Morgen liehen wir uns mal wieder Fahrräder und radelten in den geschichtsträchtigen alten Stadtteil Anuradhapuras. Wir besichtigten einige Ruinen früherer Paläste und Tempel und eine besonders alte und schöne Buddhastatue. Einige Dagobas wurden gerade aufwendig restauriert, da sie lange Zeit, vom Dschungel überwuchert, in Vergessenheit geraten waren. Hier wurden wir von einem gewaltigen Unwetter überrascht und komplett durchnässt: Eben noch schwitzten wir wegen der Hitze und keine fünf Minuten später fuhren wir ziemlich durchgefroren zurück zu unserem Guesthouse. Mit trockenen Klamotten suchten Michael und ich erst einmal ein Internetcafé auf, schrieben den Lieben in der Heimat und ließen den Regen Regen sein. Bei wieder etwas freundlicherem Wetter brachen wir wieder auf, dieses Mal mit einem Threewheeler, einer Art Moped-Rikscha. Unser Ziel war der geheiligte Bodhibaum von Anuradhapura, einem Pilgerort. Er ist der verbrieft älteste Baum der Welt, vor dem wir viele Einheimische beim inbrünstigen Beten und Aufhängen von mit frommen Wünschen versehenen Stoffwimpeln beobachten konnten. Der etwa 2300 Jahre alte Baum selbst war von einer circa vier Meter hohen Mauer umgeben, wahrscheinlich zu seinem Schutz. In meinem Reiseführer habe ich gelesen, dass 1939 ein "fanatischer Christ" den Baum mit einer Axt attackiert hat. Was daraufhin mit diesem Christen geschehen ist, weiß ich leider nicht...

Kandy, Kandy
Die nächste Station unserer Reise bildete die Stadt Kandy. Die Strecke dorthin legten wir mit dem Zug zurück, was uns wiederum wunderschöne Einblicke ins Land brachte, da die Gleise lange Zeit auf Dämmen verliefen. Auch mit Einheimischen kamen wir so in Kontakt: Wir mussten viele neugierige Fragen über das ferne Deutschland beantworten und ernteten viel Erstaunen. Wenn ich den Namen des Hospitals erwähnte, in dem wir ab Mitte Oktober arbeiten wollten, reagierten die meisten voller Ehrfurcht und Respekt. Scheinbar jeder Bewohner der Insel, die etwa so groß ist wie Bayern, kannte das Karapitya-Hospital. "We believe in it", sagte mal einer. So fuhren wir geschwätzig etwa sieben Stunden Zug, legten dabei nicht viel mehr als 200 km zurück, zahlten dafür weniger als drei Euro und erreichten schließlich Kandy.

Botanischer Garten und Tempel
Am folgenden Morgen verabschiedeten wir unsere beiden Würzburger Mitreisenden und besichtigten nach einem ausgiebigen Frühstück in unserem blitzsauberen Guesthouse ("Freedom Lodge") den botanischen Garten . Der Garten lag etwas außerhalb von Kandy und war fast genauso groß wie die Stadt selbst. Michael fotografierte total verzückt dutzende Orchideen, zusammen staunten wir über den riesigen Ficusbaum, dessen Äste sich der Erde entgegen neigten und vielerorts abgestützt werden mussten . Der Baum bedeckte so eine Fläche von etwa 2400 Quadratmetern! Die Anlage war sehr gepflegt und man konnte ewig die Alleen entlang schlendern . Zahlreiche Schulklassen veranstalteten ebenfalls einen Wandertag in diesem Botanischen Garten: Überall sahen wir Schulkinder in weißer Uniform herumtollen. Merkwürdigerweise gehörte nur bei den Mädchen eine Krawatte dazu, während die Jungs mit ihren Shorts und Hemd vergleichsweise leger davon kamen.

Ein Backenzahn Buddhas
Vom Botanischen Garten fuhren wir wieder mit einem Threewheeler (auch Tuk-Tuk genannt) zu einem Aussichtspunkt über Kandy. Von dort bot sich uns ein guter Ausblick über einen künstlich angelegten See und die weitläufigen Tempelanlagen Kandys, wo wir im so genannten Tooth-Temple eines der heiligsten Reliquien Sri Lankas besichtigen konnten: Einen (angeblichen) Backenzahn Buddhas! Sehenswert ist aber vor allem der Tempel selbst: Ein wahrer Prachtbau ! Viele Schnitzereien, goldene Statuen, allerlei Elfenbein und eine imposante Architektur, die uns sehr beeindruckt hat . Gegen 19 Uhr durften wir einer Puja, einer Zeremonie mit rhythmischen Trommeln und schrägem Gedudel, beiwohnen.

Im Gespräch mit einem interessierten Mini-Mönch
Am dritten Oktober schaute ich mir Kandy und Umgebung noch etwas näher an. Ich besuchte die Buddhastatue, die auf einer Bergspitze thronend über Kandy wacht, und schaute ihr aus unmittelbarer Nähe in die Nasenlöcher . Ein Blick aus der Ferne ist wahrscheinlich angenehmer… Während ich dort oben auf ein paar Stufen sitzend den Blick auf Kandy genoss, sprach mich ein 11-jähriger Kindsmönch an, um seine ersten Brocken Englisch an mir auszuprobieren. Auch er erfreute sich meiner Hautfarbe und wollte der Sache auf den Grund gehen: Ob denn mein Vater auch weiß sei, wollte er wissen -Ja. Der Minimönch staunte. Und ob meine Mutter weiß sei, fragte er weiter. Ich beantwortete ihn mit einfachem Englisch und viel Gestik alle seine Fragen. Als ich ihm sagte, dass in Deutschland zu dieser Jahreszeit langsam die Blätter von den Bäumen fielen, schaute er recht ungläubig und beteuerte, dass so etwas in seinem Land nie passiere. Um mich davon selbst zu überzeugen, besuchte ich daraufhin eines der ältesten Naturschutzgebiete Sri Lankas. Ich wanderte etwa zwei Stunden durch einen beeindruckenden Dschungel und sah dutzende verliebte Singalesen, die an diesem Sonntag zum Kuscheln in den Wald gegangen waren. Im Schnitt konnte ich wirklich aller 100 Meter ein vergnügtes Pärchen im Grünen ausmachen.

Die Felsenfestung von Sigiriya
Am Morgen des vierten Oktober fuhren Michael und ich in einem ungewöhnlich komfortablen Taxi zu einer der herausragendsten Sehenswürdigkeiten Sri Lankas: Der Felsenfestung von Sigiriya! Schon von weitem sah man den 185 Meter hohen, oben abgeflachten Felsen, der aus seiner Umgebung herausragte wie ein Pilz auf der grünen Wiese . Frohen Mutes stiegen wir hunderte von Stufen zu einer Plattform empor, die in schwindelerregender Höhe an der Seite des Felsens hing. Dort sahen wir die berühmten Wolkenmädchen: Farbige Fresken aus dem fünften Jahrhundert von üppigen nackten Frauen , bei denen es sich entweder um himmlische Nymphen oder um Hofdamen des dort ehemals befindlichen königlichen Palastes handeln sollte. Es erschien uns unvorstellbar, mit welcher Mühe das Baumaterial dazu auf den Felsen geschleppt werden musste. Die einzige Aufstiegsmöglichkeit bestand nämlich damals aus in den Felsen geschlagenen Kerben, gerade so groß, dass man einen Fuß längs darauf stellen konnte . Die Sicht von oben war wie erwartet überwältigend! Der starke Windzug war ebenfalls sehr willkommen und erfrischte unsere durchgeschwitzten Körper .

Der Höhlentempel von Dambulla
Auf dem Rückweg nach Kandy besichtigten wir unter anderem die Höhlentempel von Dambulla. In 110 Metern Höhe befanden sich fünf riesige Höhlen in einem Granitfels, die ebenfalls nur über sehr viele Treppen zu erreichen waren. Die größte Höhle war über 60 Meter lang und 30 Meter breit, dabei bis zu 15 Metern hoch! In jeder Höhle befanden sich unglaublich viele Buddhastatuen nebeneinander aufgereiht . In der größten waren allein 53 mannshohe Statuen und rund 100 kleinere Figuren. Interessant fand ich auch die vielen Gemälde an den Decken und Wänden. Diese stellten in einer Art Tapetenmuster sehr detailliert erneut unzählige meditierende Buddhas dar.

Colombo - Die Hauptstadt
Mit dem Zug fuhren wir am frühen Morgen darauf nach Colombo, der Hauptstadt Sri Lankas. Schnell fanden wir eine schmuddelige, aber günstige Unterkunft im Zentrum und machten uns auf den Weg, die Stadt zu erkunden. Zunächst kümmerten wir uns im Immigrations-Office um die Verlängerung unserer Visa. Die Beamten interessierte vor allem, wie viel Geld wir monatlich auf ihrer Insel auszugeben bereit waren. Nachdem wir eine großzügige Summe angaben, ging alles relativ schnell und wir konnten uns für etwa 120 Euro eine viermonatige Visumsverlängerung kaufen. Anschließend schlenderten wir die Strandpromenade Colombos entlang , wo viele Einheimische dem aus englischen Kolonialzeiten eingeschleppten Cricketspiel frönten und viele Händler Souvenirs, Snacks oder Haschisch verkaufen wollten.

Manchmal wurde uns mulmig zumute
Mit einem Tuk-Tuk fuhren wir zum Rathaus, einer geschrumpften Version des "Weißen Hauses" in Washington. Etwa hundert Meter davor, am Eingang des englisch-gepflegten Victoriaparks, thronte mal wieder eine Buddhastatue, mit Blick auf das Rathaus – wohl um die dort tätigen Beamten an die edlen Ideale des Buddhismus zu erinnern. Im Victoriapark ruhten wir uns ein wenig auf einer Parkbank aus und wurden bald darauf von einer Horde einheimischer Jugendlicher eingekreist. Alle lachten freundlich und ließen sich der Reihe nach mit uns fotografieren. Regelrecht umzingelt von so vielen Singalesen, die sich gegenseitig auf singalesisch zuriefen, kann einem schon ein wenig mulmig werden. Meine Wertsachen fest im Griff, zählte ich 16 Leute dicht um uns herum. Wir verließen den Stadtpark und schauten uns Pettah an, das hektisches Basarviertel Colombos. Ein buntes Gewusel von Händlern und Käufern zwischen engen Gassen mit unzähligen winzigen Lädchen – toll. Auch eine schöne Moschee aus roten und weißen Ziegeln gab es dort zu sehen .

All you can eat
Zum Tagesabschluss bestellten wir uns ein "All you can eat"-Menü bei Pizzahut. Für 250 Rupien (2 Euro) bekommt man zunächst ein Pizzastück und ein Fähnchen mit dem Schriftzug "MORE!" serviert. Jedes Mal, wenn man mit dem Fähnchen winkt, bekommt man ein neues Stück frische Pizza . Nach acht oder neun Stücken, sahen wir ein, dass wir den Lokalrekord von 23 Stücken nicht brechen konnten und ließen uns aus dem Restaurant rollen. Satt und zufrieden sahen wir uns an der Strandpromenade den Sonnenuntergang an und brachen am nächsten Morgen, dem sechsten Oktober, mit dem Zug nach Hikkaduwa auf.

Hikkaduwa
In bester Backpacker-Tradition schulterten wir am Bahnhof unsere Rucksäcke , wiesen alle Schlepper und Taxifahrer energisch ab und liefen den Strand auf der Suche nach einem netten Guesthouse entlang . An einem besonders schönen Strandabschnitt bezogen wir zwei schlichte Zimmer. Die Zimmertüren lagen nur 20 Meter von der Brandung entfernt im ersten Stock über einem kaum besuchten Restaurant. Im Bett liegend, konnte ich durch das offene Fenster das Meer sehen . Stieg ich die schmale Treppe vor meiner Tür herab, war ich direkt am Strand. Traumhaft. 20 Meter neben unseren Zimmern befand sich der "Mambo-Surf-Shop", ein rot-gelb-grün gestrichenes Rastahaus mit einem riesigen Bob Marley Gemälde an der Wand. Dort gab sich ein gutes Duzend junger Singalesen der Surfkultur hin. Sie trugen langes Haar, surften und kifften den ganzen Tag, hörten Reggae und feierten fast jeden Abend an ihrer eigenen Bar Beachpartys bis in die Morgenstunden. Natürlich betrieben sie auch nebenbei ihren Surfshop, in dem ich mir auch hin und wieder zu Spottpreisen Equipment geliehen habe. Die Wellen waren hier schon ziemlich krass, aber meine ersten Versuche machten Spaß. Öfters konnte ich Profis aus aller Welt (z.B. Australien) bei ihren Tricks auf dem Board beobachten. Jaja, so verging fast eine Woche. Ich verlor in dieser Idylle langsam mein Zeitgefühl . Nebenbei lernte ich etwas medical-english, da der singalesische Arbeitsalltag ja bald vor der Tür stand. Wir verließen Hikkaduwa wenige Tage vor unserem Praktikumsbeginn im Karapitya-Hospital. Zurück in Galle bezogen wir erneut unser schönes Guesthouse im Fort und richteten uns gemütlich ein. Aussicht von der Dachterasse meines Guesthouses: Galle Fort mit Moschee und Leuchtturm: Galles Fischer ziehen mit vereinten Kräften die Netze ein: Sonnenuntergang:

Zurück im Guesthouse in Galle
Um bequem die sieben Kilometer zwischen Krankenhaus und unserem Guesthouse pendeln zu können, kauften wir uns zwei nagelneue Motorräder . Wir wählten die billigsten 125 cm³-Maschinen - ein chinesisches Fabrikat der Marke „Ranomoto“ im Honda-Look – und zahlten etwa 375 Euro pro Maschine. Wir planten sie vor unserer Heimreise für 275 Euro wieder zu verkaufen, ein Vorhaben, das sich durch die Flutkatastrophe nicht in die Tat umsetzen ließ.

Das chirurgische Tertial im Karapitya-Hospital: Furcht vor den Dozenten
Am 18. Oktober begann unser chirurgisches Tertial im Karapitya-Hospital bei Galle. Christian, ein Medizinstudent aus Frankfurt, der bereits zwei Monate auf der chirurgischen Station verbracht hatte, zeigte und erklärte uns alles Wesentliche. Zunächst meldeten wir uns im Fakultätsgebäude an und entrichteten die Studiengebühr von 30 US-Dollar pro Woche. Dann stellten wir uns dem Chefarzt der Chirurgie, Dr. Kumara, vor. Der Chefarzt der chirurgischen Station war ein aufgeweckter, schelmischer Singalese mit stets verschmitzt blickenden dunkelbraunen Augen und oftmals spöttisch lächelnden Mund. Dr. Kumara trug den ersten Knopf seines kurzärmligen Hemdes meist lässig geöffnet und verzichtete ganz bewusst auf die ansonsten üblichen Krawatten und auch auf einen Mundschutz während der OPs. Bei seiner unangefochtenen Autorität hatte er das anscheinend nicht nötig. Selbst die einheimischen Mikroorganismen schienen vor ihm zu kuschen. Dr. Kumara sprach gutes und klares Englisch, was die Kommunikation erleichterte. Bei der täglichen Visite unterrichtete er neben Michael und mir rund 25 singalesische Studenten . Dabei stellte er häufig Fragen zum Fall des Patienten und saß dabei auf der Bettkante dicht neben dem Kranken. Wer nun denkt, dieser Dr. Kumara sei ja ein ganz freundlicher, knuddeliger Typ gewesen, täuscht sich gewaltig. Dieser Mann steckte voller spöttischer Boshaftigkeiten, die er allerdings nur für die einheimischen Studenten reserviert hatte. Das System der medizinischen Ausbildung beinhaltet auf Sri Lanka neben sehr viel praxisnaher Ausbildung hauptsächlich Furcht vor den lehrenden Autoritäten, die mit einem Fingerschnippen ein zweiwöchiges Nachsitzen für einen in Ungnade gefallenen Studenten anordnen können. Und in Ungnade fielen einheimische Studenten schnell, schon für Verspätung oder Schwatzen konnten sich die singalesischen Studenten solche Strafen einfangen.

Kopfnüsse für Unfähige
Wir westlichen, exotischen Besucher waren von solchen Repressalien ausgenommen. Auch wenn es abgehoben klingen mag, ich habe diesen Sonderstatus sehr genossen. So entgingen wir zum Beispiel auch den Kopfnüssen, die Dr. Kumara gern einmal an unfähige Studenten verteilte. Während Consultant Kumara sich gegenüber den auszubildenden Einheimischen wie ein Drill Sergeant bei den Marines gegenüber seinen Rekruten verhielt, bewahrte er uns Europäern gegenüber stets die Form. Es mag daran gelegen haben, dass wir 30 US-Dollar pro Woche Gebühren an die Uni zahlten, was für Sri Lanka-Verhältnisse wahnsinnig viel Geld ist. Vielleicht lag es aber auch ein wenig daran, dass wir mit unserer Andersartigkeit eher als Gäste denn als Studenten betrachtet wurden. Und wir waren auffällig anders. So überragte ich beinahe alle Studenten und auch Dr. Kumara fast um Haupteslänge, sodass ich mit meinem blonden Schopf über meinen stechend blauen Augen wahrscheinlich wie ein weißer Leuchtturm in einem Meer aus schwarzen Singhalesenlocken gewirkt habe.

Demütige Studenten
Unter dem langen schwarzen Haar verborgen sich zum Großteil verschüchterte Studentinnen, die sich vor den oftmals chauvinistischen Verbalattacken des Consultants zu ducken versuchten. Wenn sie die Antwort auf eine Frage Kumaras wussten, flüsterten sie diese leise vor sich hin, kaum einer hatte den Mut ihn laut anzusprechen. Pickte Dr. Kumara dann ein Opfer aus der Herde und forderte es auf Fragen zu beantworten oder Untersuchungen vorzunehmen, wurden viele sehr nervös, begannen zu zittern und zu schwitzen und sprachen vor lauter Erfurcht noch leiser. Einem Mädchen wurde dies zum Verhängnis: "I throw you out, because your voice is too weak. You can come back, if you've learned to use it louder." Die Studentin verließ demütig die Visite. Rauswerfen war eine häufiger verhängte Strafe des Doktors. Manchmal begnügte er sich aber auch damit den Studenten zu erklären wie useless und dumm sie seien. Er verglich ihre Köpfe mit Kokosnüssen. Es befände sich kein Hirn darin, nur Flüssigkeit. Trotz alledem war er sehr selten richtig fies. Unter seinem weißen Haar bemerkte man stets den Schalk im Nacken!

Ein Tropenkrankenhaus mit spärlichem Fensterbesatz
Das Karapitya-Krankenhaus, in dem ich gearbeitet habe, ist eines der größten und modernsten Sri Lankas. Es ist ein Tropenkrankenhaus mit nur 1,60 Meter hohen Wänden, über die stets der 30 Grad warme Tropenwind streifen konnte. Fenster gab es keine auf den Stationen, lediglich auf der Intensivstation und im "Operation Theatre". So konnte man über die niedrigen Wände über einen schmalen Hof auf die benachbarte Station sehen und durch sie hindurch auf viele weitere Stationen . Meine Station war die so genannte "Prof-Unit", das heißt, dass hier die Studenten in ihrem letzten Jahr von den wohl ranghöchsten Ärzten unterrichtet wurden, zu denen z.B. auch erwähnter Dr. Kumara gehörte.

Ein Krankenbett aus Wellpappe bei Patientenansturm
Es gab eine Damen- und eine Herrenstation. Diese wurden am Mittwoch, und nur am Mittwoch, dem "casualty-day" mit vielen neuen Patienten gefüllt. An anderen Wochentagen kümmerten sich andere Stationen um neue Aufnahmen. Bis zum nächsten Mittwoch mussten dann so viele Patienten wie möglich entlassungsbereit sein, damit der nächste Schwung aufgenommen werden konnte. Mittwoch war deshalb auch mein "langer Tag", da viele Patienten direkt versorgt werden mussten. Oftmals kamen sogar so viele, dass einige von ihnen kein Bett erhielten. Diesen wurde dann ein dürftiges Lager aus Wellpappe im Flur zugewiesen, wo sie in Augenhöhe mit herumstreunenden Katzen schlafen mussten . Jeder Patient, der im Karapitya-Hospital ein Bett bekam, konnte sich also glücklich schätzen, sogar überglücklich, falls ein Deckenventilator in seiner Nähe funktioniert.

Staub und Spinnweben - wohin man auch schaute
In einem Abteil befanden sich immer 10 Betten, insgesamt je 40 Männer- und Frauenbetten . Zwischen den Betten stand ein kleines Nachtschränkchen und häufig saß hier ein Angehöriger des Patienten, der die wichtigsten Pflegeaufgaben übernahm, wie z.B. den Patienten mit Essen versorgte, ihn wusch oder aufs Klo brachte. Die Schwestern und die dutzenden Schwesternschülerinnen waren hingegen ein Musterbeispiel an Ineffektivität und begnügten sich damit Verbände zu wechseln und Medikamente herauszugeben, die oftmals die Angehörigen des Patienten aus nahe gelegenen Apotheken selbst kaufen mussten. Was die Schwestern ansonsten getan haben, konnte ich während meines Praktikums nicht herausfinden. Die Station befand sich für deutsche Verhältnisse in einem erbärmlich dreckigen Zustand. Staub und Spinnweben, wohin man schaute. Überall blätterte die Farbe ab... Nach einer Woche hatte ich mich allerdings daran gewöhnt; ich vermied es, mich irgendwo anzulehnen oder zu viel anzufassen und wusch mir regelmäßig die Hände. Da hier fast alle Untersuchungen (für Mediziner: Auch die Untersuchung von Hydrozelen!) ohne Einweghandschuh durchgeführt wurden, war das ohnehin nötig. Apropos, Untersuchungen: Hier offenbarte das Krankenhaus für mich seine größten Vorteile: Es wurde sehr viel praktisches "Handwerkszeug" gelehrt. Auf teure technische "Spielereien", wie zum Beispiel Ultraschall, wurde weitestgehend verzichtet. (Hier ein Fotobeispiel eines singalesischen Inhalators.) Stattdessen lernte ich hier viele nützliche Handgriffe und Methoden, die wahrscheinlichste Diagnose durch Ertasten, Beklopfen, Schütteln, Durchleuchten, Abschnüren und viele andere Methoden mehr zu ermitteln. Ich weiß zwar nicht, ob mir solches Wissen in Deutschland besonders nützen wird, aber interessant war es allemal. Außerdem bestand für Michael und mich die Möglichkeit, kleinere Operationen zusammen mit der Lokalanästhesie selbst durchzuführen. Dazu gehörte in erster Linie die Wundversorgung. Aber auch Abszessspaltungen und sogar Hauttransplantationen durften wir durchführen.

Weitere Fotos: Eine Stationsärztin im traditionellen Sari , zwei Fotos von mir im OP

Eine Schönheit aus 1000 Inselchen
Außer Michael und mir waren noch zwei weitere deutsche Medizinstudenten im Guesthouse "Beach Haven" untergebracht. Christian und Henriette, die wir kurz Hetty nannten, waren sehr sympathische Zeitgenossen. Einmal lud uns Lalith, der Ehemann unserer Guesthousemanagerin und seines Zeichens Anwalt, alle zusammen zu einem Ausflug zum Kogalla-Lake ein. Wir frühstückten für einen Sonntag außergewöhnlich zeitig und brachen gegen neun Uhr zu siebt mit Laliths Kleinbus auf. Zuerst deckten wir uns in einem Spirituosengeschäft mit reichlich Brandy und Arrack (Palmenblütenschnaps) ein. Gegen halb elf saßen wir auf der Veranda eines Clienten von Lalith in der Nähe des Sees und gossen die ersten Gläser ein. Dazu wurden wir unentgeltlich mit leckerem Fisch und Gemüse bewirtet. Offensichtlich hatte Lalith bei seinem Clienten noch etwas gut. Nach einer Stunde und etlichen Arrack-Cola bestiegen wir angeheitert ein Boot mit Außenbordmotor, jeder sein Glas fest im Griff. Ein schweigsamer Singhalese steuerte das Boot auf den See hinaus . Dort offenbarte sich uns dessen gesamte Schönheit aus über 1000 Inselchen bestehend, dicht mit Mangrovenbäumen bewachsen, die ihre Wurzeln über das Ufer hinaus ins Wasser ragen lassen. Die Sonne brannte und man konnte viele Vögel beobachten. Reichlich beschwippst stiegen wir an einer Anlegestelle aus dem Boot und wanderten etwas durch den Busch. Wir ärgerten Mimosen, staunten über einen tiefen Ziehbrunnen und einen domestizierte Affen einer einheimischen Familie, pflückten reifen Pfeffer und kauten die Grünen, sehr scharfen Kerne. Dazu tranken wir viel Arrack-Cola und kauten frisch abgeschälte Zimtrinden. Zurück auf dem Boot stimmten wir unter dem Einfluss von noch mehr Alkohol einige lustige Lieder an und fuhren (nach einem kleinen Abstecher zu einem Gewürzgarten) zurück. Bei Laliths Clienten wartete nun schon ein prächtiges, über offenem Feuer zubereitetes Essen und eine weitere Flasche Arrack auf uns. Ein schöner Tag! Nachdem uns Lalith wohlbehalten wieder ins Guesthouse zurückgebracht hatte, fuhren wir mit zwei three-wheelern nach Unawatuna, unserem nächstgelegenen Traumstrand und gönnten uns abschließend ein etwas ausnüchterndes Bad im warmen, kristallklaren Ozean .

Neongrüne Schlangen, Affen und riesige Tausendfüßer
Das Wochenende darauf unternahmen wir einen Ausflug in den Singaraja-Rainforest, einem Nationalpark im Norden von Galle. Wir wanderten auf engen Pfaden durch das dichte Grün des tropischen Regenwaldes und sahen viele wilde Tiere, unter anderem Affen, neongrüne Schlangen, bunte Vögel und riesige Tausendfüßer. Das Klima war drückend schwül und der Schweiß lief mir in strömen über das Gesicht. An den zahlreichen Wasserfällen ließ es sich herrlich pausieren und wir staunten stundenlang über die unberührte wilde Natur. Auf dem Rückweg wanderten wir an Reisfeldern vorbei, in denen Bauern bis zur Hüfte im Morast steckend arbieteten .

Wie im Paradies
Nach über 10 Wochen fühlte ich mich in Sri Lanka immer noch wie im Paradies. In meiner Freizeit hatte ich Gelegenheit verschiedene Strände der Südküste zu besuchen, mir für weniger als 3 Euro pro Tag Surfbretter zu leihen und das Wellenreiten zu lernen. Dies war im Vergleich zum Snowboarden ziemlich anstrengend. Ständig musste man wieder auf das Meer hinauspaddeln und dabei durch die brechenden Wellen durchtauchen. Muskelkater war dabei garantiert. Erwischte ich dann überglücklich eine Welle , ritt ich darauf etwa 20 Meter Richtung Strand, bevor ich entweder vom Brett stürzte oder die Welle zu schwach wurde, um mich zu tragen . Dann hieß es erneut paddeln. Ich freute mich bereits auf mein Tertial in Bozen - jedes Wochenende auf die Skipiste... Anstelle 20-Meter-weiten kilometerlanges Gleiten, anstelle mühsamen Hinauspaddelns relaxte Gondelfahrten und anstelle von Salzwasser Glühwein schlucken... Klasse! Auf dem Weg zum Surfspot habe ich mal ein nettes Bild von einem Palmenhain geschossen , auf dem Rückweg einige vom Sonnenuntergang & ... Auch traf ich auf einige traditionelle Stelzenfischer, wie sie an der Südküste Sri Lankas typisch sind .

Leichte Weihnachtsstimmung bei 30 Grad im Schatten
Abends saßen wir meist auf unserer Veranda, beobachteten die Geckos , hörten Musik, spielten Brettspiele oder unterhielten uns mit anderen Reisenden. Viele sahen wir kommen und gehen, die Hauptsaison begann um die Weihnachtszeit allmählich, worüber sich unsere Guesthouse-People natürlich am meisten freuten. Zwei nette junge Damen aus England und Kanada luden uns sogar für eine Woche nach Dubai ein, wo sie arbeiteten. Da wir planmäßig ohnehin einen Zwischenstopp dort haben sollten, entschieden wir uns, das Angebot anzunehmen und unsere Flugtickets einfach ändern zu lassen: An einem Freitag brachen Michael und ich erneut nach Colombo auf. Hier kümmerten wir uns zunächst bei unserer Airline um unsere Rückflugtickets und ließen uns dann mit dem Threewheeler-Taxi zum World Trade Center fahren. Auch besichtigten wir das Hilton-Hotel, das mit kräftiger Klimaanlage und reichlicher Weihnachtsdekoration tatsächlich ein wenig Weihnachtsstimmung in mir verursachte. Diese verflog allerdings außerhalb des Hauses bei 30 Grad im Schatten sofort wieder. Gemächlich wanderten wir um einen großen Stadtsee, auf dem einige Pelikane und andere Vögel zu beobachten waren. Im See befand sich ein Tempel mit Buddhastatue und Elfenbein, den ich mir natürlich anschauen musste sowie eine Kunstausstellung singhalesischer Künstler. Während ich mir die Bilder der Ausstellung anschaute, wollte Michael ein wenig auf einer Bank mit Blick auf den See verschnaufen. Zu seinem Leidwesen entdeckte ihn jedoch eine Schar Kinder, umzingelte und nervte ihn .

Jazzrhythmen, Rum und Garnelengebäck
Abends fuhren wir mit dem Bus aus dem Zentrum Colombos hinaus , um uns mit Franzi und Zara, zwei deutschen freiwillig sozial arbeitenden, die wir in Hikkaduwa bei einer Beachparty kennen gelernt hatten, zu treffen. Gemeinsam besuchten wir einen noblen Club namens Clancys. Die Mädels riefen einen ihrer singalesischen Freunde an, der uns 10 Minuten später mit seiner Membercard unentgeltlich in den Club einschleuste. Drinnen war es angenehm kühl, aber eine europäische Jazzband heizte den Leuten kräftig ein. Zu der rocklastigen Jazzmusik ließ es sich prima tanzen, später legte auch ein DJ ganz nette Musik auf. Der Club war gut gefüllt, hauptsächlich westlich orientierte Upperclass Business-Singhalesen, die ihren hübschen Frauen sogar erlaubten, sich sexy zu kleiden. Für Michael und mich war das wegen der sonst so konservativen Moralvorstellung eine echte Attraktion! Unser Gönner bestellte eine Flasche weißen Rum und ließ ständig frische Cola und Eiswürfel bringen. Er hatte einen recht hohen Posten in der Tabakbranche und ließ es sich nicht nehmen uns alle einzuladen. Ich habe diesen Abend sehr genossen und habe zudem keine Rupie ausgeben müssen. Am nächsten Morgen fuhren wir erneut mit dem Zug weiter Richtung Kandy. Der Zug war schon ziemlich voll, als wir ihn betraten, und so blieb uns nur der Platz an der Tür . Wir setzten uns auf unsere Rucksäcke und erfreuten uns an der vor der offenen Tür vorbeiziehenden Landschaft . Je weiter wir in die Berge fuhren, desto schöner wurden die Ausblicke! ( & ) Während der Fahrt liefen oftmals Händler mit verschiedenen Snacks durch die Gänge und wir frühstückten gut und billig. Am besten fand ich ein Garnelengebäck . Lecker! Diese Snacks wurden in selbst gebastelten Papiertüten verkauft. Das Papier stammte offensichtlich aus alten Schulheften, manchmal konnte ich noch Mathehausaufgaben darauf nachrechnen.

Blutegel fühlen sich bei Regenwetter pudelwohl
In Kandy hatten wir diese Mal leider etwas Pech mit dem Wetter: Es regnete zwei Tage lang . Trotzdem unternahmen wir einen Ausflug zu den Hunas-Falls. Eine Wanderung zu diesen Wasserfällen ist in meinem Reiseführer als das schönste Naturerlebnis ganz Sri Lankas angepriesen - zu Recht. Noch nie sah ich eine so bezaubernde Landschaft! Sanfte Hügel, Teesträucher, Felsen, Palmen, Bäche, viele kleine Wasserfälle... seht selbst! Unser Tuk-Tuk-Fahrer kannte sich nicht so gut aus und wusste nicht so recht, wo er auf uns warten sollte. Da wir ihm seinen Lohn noch schuldig waren, ließ er uns nicht aus den Augen und folgte uns lautlos in einigen Metern Entfernung. Da der Weg nur bergab ging, brauchte er seinen Threewheeler nur rollen lassen. Das war schon ein komisches Bild: Zwei Touristen mit Regenschirmen werden beim Wandern von einem lautlosen roten Tuk-Tuk verfolgt . Als uns schließlich die Blutegel, die sich bei Regenwetter pudelwohl fühlten zu lästig wurden , fuhren wir wieder in die City zurück. Wir schlenderten über den Markt mit seinen bunten Geschäften , besuchten einen Pub und trafen einen lustigen Hochstapler, den wir "Interpol-David" tauften, und seinen Begleiter. "Interpol-David" erzählte uns haarsträubende Geschichten über seinen gefährlichen Job und log auch sonst das blaue vom Himmel, aber unterhaltsam war er. Abends spielten wir in einem noblen Hotel hoch in den Bergen über der verregneten Stadt zusammen ein paar Runden Billard und entschieden uns, die große Bergwanderung zum Adams Peak zu verschieben. So fuhren wir tags darauf wieder nach Galle zurück, auf besseres Wetter hoffend.

Heiligabend bei den Singhalesen
Der Heiligabend in Sri Lanka war außergewöhnlich! Der Sand, der mir während der Beachpartys zwischen den Zehen kitzelte, fühlte sich am Heiligen Abend noch exotischer an, und die Wärme wirkte eigenartig unweihnachtlich. Eine ausgezeichnete Trommelgruppe in einer Openairdisco namens 'Vibration' sorgte für tranceähnliche Stimmung. Sieben perfekt aufeinander abgestimmte Trommler, unterlegt von groovenden Synthesizer-Bass-Rhythmen rockten das Haus bis vier Uhr morgens. Nach 20 Minuten schweißtreibenden Beats wechselte die Musik zu herkömmlicher Disco-Musik, mit allen Verfehlungen wie Britney Spears und Co. Um diesen zu entkommen und ein wenig zu trocknen, lief ich öfter zum Strand, wo entspannte Reggae-Partys stattfanden. Ausgeruht ging ich zu jeder vollen Stunde wieder ins 'Vibration' zurück, um wieder 20 Minuten Live-Musik zu genießen. Die Singhalesen organisierten die Weihnachtspartys genau wie die Silvesterpartys. Halb 12 wurde an alle Gäste Wunderkerzen verteilt, die beim Countdown um Mitternacht gezündet wurden. Hunderte (200?) Touristen und Singhalesen wünschten sich gegenseitig 'Merry Christmas' und begannen zur einsetzend Trommelmusik zu tanzen, dabei die Wunderkerzen lustig schwenkend. Den ersten Weihnachtsfeiertag verbrachte ich komplett am Strand von Unawatuna. Ich erholte mich von der Party am Vorabend, ging schwimmen und schnorcheln. Dabei sah ich eine große Meeresschildkröte, die friedlich am Meeresboden graste. Später bestellte ich am Sunsetpoint auf dem Felsen am Ende der Bucht einen erstklassigen mixed fruit juice, der so fruchtig war, dass der Strohhalm darin stand. Ich saß entspannt im Liegestuhl und beobachtete den Sonnenuntergang. Später am Abend des 25ten fand direkt am Strand eine Trance-Goa-Party statt. Die Saison war mittlerweile auf ihrem Höhepunkt angelangt, alle Zimmer waren ausgebucht und die Partys gut besucht.

In 50 m Entfernung zur Flutkatastrophe
Kurz zu den Fakten: Am 26.12.04 kam es zu einem Seebeben der Stärke 9.5 auf der nach oben offenen Richterskala in der Nähe der indonesischen Sumatrainsel. Die dadurch verursachte Flutwelle, Tsunami genannt, bezeichnete der deutsche Bundeskanzler als die schlimmste Naturkatastrophe seit Menschengedenken. Nach Indonesien ist Sri Lanka am zweitstärksten betroffen. Was für ein Glück, dass Michael und ich zum Zeitpunkt der Flut in unserem Guesthouse im Fort von Galle waren. Auch wenn wir nur 50 Meter vom Ozean entfernt wohnten, waren wir nie ernsthaft in Lebensgefahr. Die etwa 6 Meter hohen Befestigungsmauern hielten der gewaltigen Wucht der Wellen stand und es drang nur wenig Wasser in das Fort ein.

„Marius, Marius! Flood is coming!!!”
Es war kurz vor neun Uhr am Morgen des 26. Dezember 2004, als ich durch lautes heftiges Klopfen an meiner Zimmertür geweckt wurde. „Marius, Marius! Flood is coming!!!” ‘Flut?’ dachte ich verwundert und ging auf die Veranda hinaus. Dort sah ich wie sich die kleine Straße vor unserem Guesthouse langsam mit Wasser füllte. Hastig packte ich meinen Pass und meine Wertsachen zusammen und lief auf die Straße. Das Wasser füllte langsam aber stetig weiter die Straße. Lalith steckte seine Familie in seinen Kleinbus und versuchte das Fort zu verlassen. Das war jedoch zu dem Zeitpunkt nicht möglich, da alles außerhalb der Fortmauern unter Wasser stand. Also liefen wir zur Mauer und schauten auf das Meer. Die Welle war gerade auf dem Rückzug und wir sahen etwa hundert Meter weit den Meeresboden. Verwundert begannen wir über Seebeben und Tsunamis als Ursache zu spekulieren.

Wir erahnten das Ausmaß der Katastrophe
Wir liefen weiter zur Stadtseite der Mauer. Auf dieser Seite ist sie besonders hoch und massiv. Wir blickten herab und erahnten allmählich das Ausmaß der Katastrophe. Ganz Galle außerhalb der Fortmauer war überschwemmt und soweit das Auge blickte, herrschte Chaos, Verwüstung und Panik. Ich sah das Cricketstadion vor dem Fort, das nun einem See glich. Auf diesem See trieb ein Bus umher. Ich sah den Hafen von Galle, aus dem ein großes Schiff führerlos vom Sog des Wassers aufs Meer hinausgezogen wurde und mit der nächsten Welle wieder in den Hafen hineingedrückt wurde. Dabei drehte es sich und schlug gegen kleinere Schiffe, die daraufhin versanken. Außerdem sah ich in der Ferne eine Menschenmenge von rechts nach links rennen. Wahrscheinlich rief jemand, „Das Wasser kommt zurück!“ und rannte los und alle anderen liefen panisch hinterher. Wenig später sah ich eine ähnlich große Gruppe in die entgegen gesetzte Richtung laufen. Ich war sehr froh, sicher auf dieser hohen Mauer zu stehen und die Übersicht zu haben. Tatsächlich folgte der ersten Flutwelle einige Minuten später noch eine weitere. Mit mir standen hunderte Singhalesen und Touristen auf der Mauer und blickten fassungslos herab. Das Entsetzen war groß.

Die ersten Leichen wurden geborgen
Wir zogen uns zu dem erst kurz zuvor neu eröffneten Aman-Hotel zurück. Es ist auf dem höchsten Punkt im ganzen Fort gelegen und Touristen wie Einheimische flüchteten dorthin. Der Strom war ausgefallen und alle verfolgten gebannt die Radionachrichten aus den Transistorradios. Dort war von Nachbeben und weiteren Wellen die Rede. Außerhalb des Forts war die Hölle los. Polizisten und Militärs schossen auf Plünderer und auf eilig frei gelassene Häftlinge, die angeblich provozierten. Die ersten Leichen wurden geborgen und am Straßenrand abgelegt. Wir entschieden uns, das Fort vorläufig nicht zu verlassen und abzuwarten. Das Telefonnetz war zusammengebrochen oder überlastet. Zum Glück konnte Michael einmal mit seinem Mobiltelefon seine Eltern erreichen und ihnen mitteilen, dass wir die Welle überlebt haben. Seine Eltern gaben dann die Nachricht an meine weiter. Die beiden folgenden Tage hatten wir weder Strom noch zuverlässige Telefonverbindungen. Wasser stand aus den beiden 500-Litertanks auf dem Dach zum Glück noch ausreichend zur Verfügung.

The day after: Tod und Zerstörung überall
Am Montagmorgen, einen Tag nach der Flut, fuhren wir mit unseren Motorrädern zum Karapitya-Hospital. Auf dem Weg durch die Stadt sahen wir überall Tod und Zerstörung . Autos hingen auf Mauern , Boote wurden weit in die Stadt hinein geschwemmt, hunderte Häuser waren eingestürzt & & . Das Militär hatte Straßensperren errichtet, um weiteren Plünderern den Zugang zu verwehren. Im Krankenhaus angekommen erfuhren wir, dass über zehn Ärzte noch als vermisst galten.

Im Krankenhaus: Patienten auf, neben und unter den Betten
Die chirurgische Station war brechend voll. Patienten lagen zu zweit in den ohnehin recht schmalen Betten. Betten wurden zusammengeschoben, um vier Patienten quer über zwei Betten zu legen. Andere lagen zwischen den Betten auf dem Boden, wieder andere lagen unter den Betten. Michael und ich suchten die Station nach Touristen ab und boten uns als Dolmetscher an. Ich traf ein sächsisches Paar, dem die Flut alles genommen hatte. Ihre Strandbekleidung war alles, was sie noch besaßen. Sie lagen auf einer Matratze auf dem Boden. Die Frau war schwer geschockt und hatte ihr Bein gebrochen. Ihr Mann war mit einigen Schnitt- und Schürfwunden davongekommen.

Wir mussten operieren
Später gingen wir in den OP-Saal. Ein völlig übermüdeter Chirurg erklärte uns kurz und knapp, was zu tun war: Patient aus dem überfüllten Wartesaal aussuchen, Wunde reinigen und desinfizieren, Anästhesie verabreichen, nekrotisches Gewebe ausschneiden, Wundränder begradigen, erneut desinfizieren und verbinden. So operierten wir angestrengt den ganzen Tag und gaben unser bestes. Viele Operationen kannten wir bis Dato nur vom Assistieren, nun mussten wir sie komplett selbstständig durchführen. Ein lehrreiches und einprägsames Erlebnis!

Abends im Fort
Abends saßen wir wieder auf unserer Veranda. Außer dem Fort war schließlich auch alles an der Küste verwüstet. Hin und wieder lief ich auf der Fortmauer entlang, um das Meer zu beobachten. Immer wieder sah ich Leichen im Wasser umher treiben. Zuletzt saß ich nur noch auf der Veranda vor meinem Zimmer. Es hatte sich sehr schnell herumgesprochen, dass Medizinstudenten im Fort wohnten. Öfters wurden wir abends zu verletzten Touristen im Aman-Hotel gerufen, die medizinische Hilfe brauchten und wir versorgten sie so gut es ohne medizinische Ausrüstung möglich war. Auch eine private Hilfsgüterlieferung ins benachbarte und stark zerstörte Unawatuna begleitete ich als medizinischer Beistand.

Die letzten Gäste
Nach einer Woche waren wir Medizinstudenten die einzig verbliebenen Gäste in unserem Guesthouse. Die anderen sind von verschiedenen Botschafterjeeps zum Flughafen gebracht worden. Auch die deutsche Botschaft empfahl allen Deutschen die Insel zu verlassen. Wir fuhren dennoch erneut ins Krankenhaus. Dort hatte sich die Situation einigermaßen beruhigt. Es kamen kaum noch neue Patienten. Die Bevölkerung hatte Angst vor Seuchen, die sich im Krankenhaus angeblich ausbreiteten. Mittlerweile trugen viele permanent einen Mundschutz, was die Unruhe und Gerüchte weiter schürte.

Weisse Flaggen verkünden Staatstrauer
Am 31.12.04 verließen wir ebenfalls Galle. Wir fuhren mit einem privat gemieteten Fahrzeug über das Landesinnere nach Colombo. Im Hinterland der Insel wirkte alles total friedlich und idyllisch. Nur die weißen Flaggen an den Häusern kündeten von der Staatstrauer. Den Silvesterabend verbrachten wir sehr ruhig und besinnlich zusammen mit Freunden im Hof einer Privatpension. Wir tranken und schwatzten, stießen auf das Neue und hoffentlich viel bessere Jahr 2005 an und lagen kurz nach dem Jahreswechsel schon im Bett.

Am Neujahrstag in Dubai
Am Mittag des Neujahrstages bestiegen wir unseren Flieger. Ich hatte 16 Stunden Aufenthalt in Dubai. Bextar, eine der jungen Damen, die wir in Sri Lanka kennen gelernt hatten, holte uns vom Flughafen ab und begrüßte uns überschwänglich. In ihrem Jeep machten wir erstmal eine kleine Stadtrundfahrt durch die Stadt des unbegrenzten Kapitalismus . Überall sahen wir schrill schillernde Leuchtreklamen, zu beiden Seiten der vierspurigen Stadtautobahn schossen die Wolkenkratzer in die Höhe. Wir verbrachten einen schönen Abend , besuchten einen Jazzclub und versuchten die schrecklichen Bilder aus Sri Lanka zu verdrängen.

Home, sweet home
Am folgenden Morgen flog ich weiter von Dubai nach Frankfurt und fuhr weiter mit dem ICE nach Leipzig. Home, sweet home; meine Eltern waren überglücklich, mich wohlbehalten wieder in der Heimat zu wissen. Wenige Tage später gab ich unser Zeitzer Lokalzeitung ein Interview und rief zu Spenden für das Karapitya-Hospital auf. Als wir uns von dort verabschiedeten, fragten wir nämlich die Ärzte, was am dringendsten benötigt wurde. Sie wünschten sich einen Defibrillator mit EKG-Monitor sowie einen Pulsoxymeter. Dafür eröffnete ich ein Spendenkonto und sammelte treuhänderisch Spenden für meine Hilfsaktion "Ein EKG für Sri Lanka". Durch mein Zeitungsinterview und diverse Vorträge bei Organisationen wie dem Lions-Club konnten so 4.400 Euro gesammelt werden. Das Geld wurde zu 100% in medizinische Geräte wie Pulsoxymeter und Defibrillatoren investiert und in Zusammenarbeit mit zahlreichen Privatpersonen dem Karapitya-Hospital zugeführt. An dieser Stelle möchte ich vor Allem dem Lions-Club Zeitz für ihre Spendenbereitschaft danken, sowie dem Arzt Andreas Kouklinos, der es ermöglichte, viele Geräte ohne hohe Transportkosten nach Sri Lanka zu fliegen.